K.J., Wipkingen

Seit den 1950er Jahren leben Hanni Isler, Rosa Zehnder und Kurt Schäfli in ihren Wohnungen in Zürich-Leimbach. Hier haben sie ihre Kinder grossgezogen und hier wollen sie ihren Lebensabend verbringen. Doch nun sollen ihre Häuser abgerissen werden, preisgünstige Alterswohnungen verschwinden und weichen lukrativeren Bauvorhaben. In «Kleine Heimat» begleitet Filmemacher Hans Haldimann seine drei Hauptfiguren von der Kündigung bis zum Umzug.
Bild aus dem Dokumentarfilm «Kleine Heimat» von Hans Haldimann

Jetzt lebe ich seit 72 Jahren in dieser Stadt, ich bin 84-jährig und liebe Zürich. Hier habe ich meine Ausbildung gemacht, drei Kinder grossgezogen und war daneben immer berufstätig.

Ich war schon einmal sechs Jahre bei der Stiftung für Alterswohnungen angemeldet, habe aber dann selbständig eine altersgerechte Wohnung mit Lift bei einer Baugenossenschaft gefunden und mich deshalb 2012 bei der SAW wieder abgemeldet. Als uns im Mai 2019 angekündigt wurde, dass die Liegenschaft im Frühling 2022 durch einen Neubau ersetzt werde, meldete ich mich umgehend wieder bei der SAW an.

Ich kann mir keine Wohnung für 2’000.00 Franken leisten, obwohl ich meine AHV- und Pensionskassenbeiträge immer bezahlt habe.

K.J.

Meine Kurzatmigkeit macht mir Mühe. Ohne Inhalieren morgens und abends schaffe ich Steigungen nicht, aber sonst bewältige ich meinen Alltag problemlos. Ich brauche keine Rundumversorgung, wie sie in einem Altersheim geboten wird, in einer altersgerechten Wohnung der SAW mit ihrem Serviceangebot würde ich mich jedoch gut aufgehoben fühlen. Im Mai 2021 erhielt ich dann die definitive Kündigung per 30. November 2021 und schickte diese umgehend an die SAW. Ich hoffte ja darauf, als dringlichen Fall behandelt zu werden. Leider wurde mir dann gesagt, ich sei noch rüstig genug, selber eine Wohnung zu finden. Mir kam das vor, als würde ich für meine gute Gesundheit bestraft. Geknickt und mit einem dicken Stapel Adressen von Genossenschaften und gemeinnützigen Stiftungen verliess ich ihr Büro. Keine einzige der Adressen hatte freie Wohnungen anzubieten, es gab nicht einmal die Möglichkeit, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Ich kann mir keine Wohnung für 2’000.00 Franken leisten, obwohl ich meine AHV- und Pensionskassenbeiträge immer bezahlt habe. Jetzt habe ich von meiner bisherigen Vermieterschaft im letzten Moment eine bezahlbare 1,5-Zimmerwohnung bekommen. Darüber bin ich natürlich froh, aber ideal ist das nicht, weil der Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln nur über einen langen, teilweise kaum beleuchteten und sehr steilen Weg führt. Wie das im Winter bei Schnee und Eis wird, daran darf ich gar nicht denken. Selbständig einkaufen oder in der Stadt am Leben teilnehmen, geht dann jedenfalls nicht.