R.H. und M.S., Seebach

Auf der Website der SAW wird einem der Mund wässrig gemacht, aber die Realität sieht an-ders aus. Es fehlen die Wohnungen, welche da so wunderschön angepriesen werden.
Bild aus dem Dokumentarfilm «Kleine Heimat» von Hans Haldimann

R.H.: Vor ziemlich genau elf Jahren haben mein Partner und ich uns gleichzeitig bei der Stiftung für Alterswohnungen für zwei nicht subventionierte Einzelwohnungen angemeldet. Wir wohnen jetzt nicht zusammen und wollen dies auch weiterhin so halten. Dass wir dann in die gleiche Siedlung ziehen könnten, wäre natürlich ideal, ist aber eher unwahrscheinlich.

Auf der Website der SAW wird einem der Mund wässrig gemacht, aber die Realität sieht anders aus. Es fehlen die Wohnungen, welche da so wunderschön angepriesen werden.

M.S.

M.S.: Aber es wäre natürlich gut, wenn wir nicht je am anderen Ende der Stadt platziert wären, wir wollen ja füreinander sorgen. Ich bin jetzt 78-jährig, meine Partnerin ist 73. Seit meiner Operation bin ich auf eine Wohnung im Parterre oder auf einen Lift angewiesen. Mir wurde vor 3 ½ Jahren wegen «tiefgreifenden» Renovationen, wie sie das genannt haben, gekündigt. Nachdem ich mich beim Mietgericht dagegen gewehrt habe, hat mir die Verwaltung eine 3-Zimmerwohnung im Parterre angeboten. Da wohne ich jetzt, in Zürich-Schwamendingen, es ist sehr okay. Aber mit zunehmendem Alter werden Dienstleistungen, wie sie die SAW in ihren Alterswohnungen anbietet, immer wichtiger.

Die meisten Menschen meiner Generation sind geistig und körperlich noch fit und wollen über ihr Leben selbständig entscheiden. Jetzt in ein Altersheim mit diesem durchstrukturierten Tagesablauf einzuziehen, wäre für mich unvorstellbar.

R.H.

R.H.: Wir haben uns im Oktober 2010 ja genau deshalb vorsorglich angemeldet, weil wir wussten, dass die Wartezeiten mehrere Jahre dauern. Jetzt wird uns plötzlich gesagt, Leute wie wir hätten uns bei der SAW angemeldet, lange bevor wir eine solche Wohnung gebraucht hätten. Lange Wartezeiten, aber möglichst kurzfristige Anmeldung, das widerspricht sich doch. Ich wohne jetzt in einer 3-Zimmerwohnung in Seebach. Es ist ein altes Haus und wird sicher in den nächsten Jahren abgebrochen. Ich habe immer in der Stadt Zürich gelebt und da möchte ich auch bleiben. Die meisten Menschen meiner Generation sind geistig und körperlich noch fit und wollen über ihr Leben selbständig entscheiden. Jetzt in ein Altersheim mit diesem durchstrukturierten Tagesablauf einzuziehen, wäre für mich unvorstellbar.

M.S.: Dass die SAW die knappen Wohnungen über ein Lossystem vergeben will, ist ein Witz. Auf der Website der SAW wird einem der Mund wässrig gemacht, aber die Realität sieht anders aus. Es fehlen die Wohnungen, welche da so wunderschön angepriesen werden.

R.H.: Ein Lossystem wäre eine Katastrophe und zwar nicht deshalb, weil wir Alten nicht mit Online-Bewerbungen umgehen können, sondern weil wir dann überhaupt keine Perspektive mehr hätten. Mit mehr Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Es hat zu wenig Wohnungen, da hilft weder ein Lossystem noch der Ausbau der Beratungsstellen.